Checkliste für den Kauf eines Gebrauchten

Wenn Sie sich dafür entschieden haben, einen Gebrauchtwagen von privat zu kaufen, sollten Sie gute Gründe dafür haben. Im Unterschied zu einem Händler ist der private Verkäufer gesetzlich nicht zu einer Sachmängelhaftung verpflichtet, wenn er diese im Kaufvertrag ausgeschlossen hat. Das kann unter Umständen bedeuten, dass Sie selbst auf einem Schaden sitzenbleiben, der Ihnen bei der Prüfung des Autos nicht aufgefallen ist. Selbstverständlich sind die privaten Verkäufer von Gebrauchtwagen in der Mehrzahl ehrlich. Wir wollen hier bestimmt keinen Generalverdacht aussprechen. Dennoch ist Vorsicht immer angebracht. Wenn wir für Sie diese Checkliste zusammengestellt haben, soll sie Sie beim Kauf des Gebrauchtwagens von privat unterstützen, ohne jedoch einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

Wie schätzen Sie den Verkäufer ein?

Stellen Sie schon beim ersten Kontakt sicher, dass der Verkäufer wirklich der Besitzer des Fahrzeugs ist. Wie verhält sich die Person auf Ihre Fragen? Gibt er oder sie klare Antworten oder versucht abzulenken? Ein Verkäufer, der Sie schon am Telefon mit einem Redeschwall eindeckt, ist möglicherweise ein Profi. Ein Hinweis von Ihnen, dass Sie an einer Gebrauchtwagenprüfung durch einen Experten interessiert seien, kann leicht Klarheit erbringen. Eine Privatperson, die einfach nur einen Gebrauchtwagen verkaufen will, wird nichts dagegen haben, dass alle Angaben überprüft werden. Das gilt insbesondere für schriftliche Bestätigungen über Schäden und durchgeführte Reparaturen. Eine abgezeichnete Mängelliste verschafft Ihnen zumindest einige Sicherheit, denn bei nachweislicher Falschaussage haben Sie im ungünstigsten Fall vor Gericht bessere Chancen. Wenn der Verkäufer einen zeitlichen Druck aufbaut, lassen Sie lieber die Finger vom Kauf. Jede größere Kaufentscheidung sollte gut überlegt werden. Gerade beim Kilometerstand muss man heute aufmerksam sein. Man schätzt, dass bei etwa einem Drittel der Gebrauchtwagen der Tacho manipuliert wurde. Die Zusicherung des Kilometerstands „laut Tacho“ ist also nichts wert. Hier können Sie sich zumindest etwas absichern, wenn Sie die Angaben in den Papieren prüfen. Die Daten der letzten Inspektionstermine und der letzten Hauptuntersuchung (HU) sollten sich mit dem Kilometerstand auf dem Tacho in ein nachvollziehbares Verhältnis setzen lassen. Eine größere Abnutzung gewisser Teile wie zum Beispiel der Sitzbezüge kann auch ein Hinweis auf eine höhere Fahrleistung sein.

Die Besichtigung des Gebrauchtwagens

Nehmen Sie, wenn möglich, zur Besichtigung eine zweite Person mit. Noch besser, wenn dieser Bekannte etwas von Autos versteht und Sie fachmännisch unterstützen kann. Er kann den Verkaufsvorgang im Auge behalten, falls der Verkäufer Sie geschickt ablenken möchte. Die Prüfung der Papiere sollte auf jeden Fall ergeben, dass

  • Regelmäßige Inspektionen durchgeführt wurden

  • Alle Auflagen zum Korrosionsschutz erfüllt wurden

  • Bei der letzten HU keine schweren Mängel festgestellt wurden

  • Rechnungen zu allen angegebenen Reparaturen vorhanden sind

Wenn wichtige Papiere nicht vorliegen, sollten Sie zumindest misstrauisch werden. Der Prüfbericht der letzten HU zum Beispiel muss bis zur nächsten aufbewahrt werden. Sonst können Ihnen wichtige Hinweise entgehen, die zwar nicht die Verkehrssicherheit direkt betreffen, aber schon einmal vermerkt worden sind. Wann ist denn die nächste HU fällig? Viele private Verkäufer ziehen so einen Termin vor, wenn sie den Wagen verkaufen wollen. Das erhöht die Sicherheit für den Käufer. Wie viele Vorbesitzer hatte der Wagen? Je mehr Personen eingetragen sind, desto größer die Vorsicht. Wenn der jetzige Besitzer das Auto nur kurz gefahren hat, verkauft er es möglicherweise, weil der Wagen versteckte Mängel aufweist. Falls es sich um ein getuntes Fahrzeug handelt, hat es vielleicht gerade deshalb einen besonderen Reiz für Sie. Doch gilt es gerade dann, die Augen gut offen zu halten. Sind alle Änderungen eingetragen und genehmigt? Hat sich die sportlichere Fahrweise vielleicht auf typische Verschleißteile ausgewirkt?

Auf welche Merkmale sollten Sie beim Gebrauchtwagen achten?

Wenn Sie den Wagen mit Ihrem Bekannten besichtigen, prüfen Sie, ob folgende Merkmale auftreten oder nicht eingehalten worden sind. Jedes dieser Merkmale sollte Sie misstrauisch machen und verlangt eine genaue Prüfung.

  • Ist das Auto vorher gewaschen worden? Falls nicht, wird die Prüfung schwieriger.

  • Können Sie Änderungen am Lack, Dellen oder sonstige Schäden feststellen, auf die der Verkäufer nicht hingewiesen hat? Das gilt insbesondere für Rostflecke. Achten Sie genau auf Reparatur-Anzeichen auf der Unterseite des Wagens.

  • Gibt es Anbauten oder Zubauten, die den Blick auf dahinter liegende Teile des Wagens verbergen?

  • Stimmt bei den Reifen die Profiltiefe und sind die Reifen gleichmäßig abgefahren?

  • Lassen sich Beschädigungen an den Felgen feststellen, auf die Sie nicht hingewiesen wurden? Hier können sich Auswirkungen auf Getriebe oder Lenkung verbergen.

  • Sind die Spaltmaße bei allen Türen übereinstimmend?

  • Machen die Bremsscheiben einen angegriffenen Eindruck?

  • Können Sie Öltropfen am Unterboden oder auf dem Erdboden erkennen?

  • Achten Sie im Motorraum vor allem auf den Ölstand und den Stand der Bremsflüssigkeit. Auch der Kühlwasserstand sollte stimmen. Spuren von Rost oder Lackspray im Motorraum deuten auf größere Schäden hin. Mögliche Marderschäden sind an den unregelmäßigen Bissspuren zu erkennen.

  • Innerhalb des Fahrzeugs prüfen Sie die Qualität der Anschnallgurte und den Zustand der Sitze. Ein muffiger Geruch oder gar erkennbare Feuchtigkeit sind schwerwiegende Warnsignale für ein undichtes Chassis.

Auf welche Einzelheiten achten Sie bei der Probefahrt?

Je nachdem, wie viel Erfahrung Sie als Autofahrer haben, können Ihnen bei einer ausführlichen Probefahrt typische Unregelmäßigkeiten auffallen. Falls Sie aber Fahranfänger sind, ist das nicht so leicht möglich. Dann bitten Sie lieber einen Bekannten, die Fahrt durchzuführen. Fahren Sie durch ruhige Straßen, aber auch auf Schnellstraßen. Achten Sie vor allem auf

  • Lenkverhalten beim Geradeausfahren und in den Kurven

  • Lenkverhalten beim „Wedeln“

  • Lenkverhalten im Stand

  • Geradeauslauf auf ebener Straße

  • Reaktionen auf unebener Straße in Bezug auf gleichmäßig arbeitende Stoßdämpfer

  • Unruhe oder Vibrationen im Lenkrad

  • Bremsverhalten in Bezug auf Wirksamkeit und Spurtreue

  • Gleichmäßiges Motorgeräusch

  • Gleichmäßige Dynamik oder ggf. Rucke beim Beschleunigen

Manche Probleme mit dem Motor oder dem Getriebe lassen sich erst erkennen, wenn der Wagen warm gelaufen ist. Die Lenkung sollte sich auch bei höherer Anforderung einwandfrei verhalten. Eine Prüfung auf Herz und Nieren mag zwar den Verkäufer nicht begeistern, ist aber für Ihre Sicherheit entscheidend. Nach der Probefahrt werfen Sie nochmal einen Blick unter das Fahrzeug, ob sich Spuren von Öl oder andere Auffälligkeiten ergeben haben.

Viel Erfolg!

Wir möchten Sie nochmals darauf hinweisen, dass solch eine Checkliste nie ganz vollständig sein kann. Jeder Fachmann für Gebrauchtwagen wird möglicherweise noch diesen oder jenen Punkt ergänzen wollen. Wir wünschen Ihnen jedenfalls für Ihren Gebrauchtwagenkauf von privat viel Erfolg.