Offensichtlich haben die Entwickler der tschechisch-deutschen Erfolgsmarke dem neuen ŠKODA KAMIQ so einige Prüfläufe absolvieren lassen, bis sie ihn für den heiß umkämpften Markt der Kompakt-SUV freigegeben haben. Doch dieser Tage feiert der ŠKODA KAMIQ endlich Premiere. Welchen ersten Eindruck haben die Experten?
Inhalt:
Der ŠKODA KAMIQ als kleiner SUV für Stadt und Land
Na klar, einen Crossover bzw. City-SUV fährt man auch wegen der angenehm hohen Sitzposition, der guten Übersicht und dem bequemen Einstieg. Das alles bietet der ŠKODA KAMIQ selbstverständlich auch. Zusätzlich kann man den automatischen Kantenschutz für die Tür ordern, der beim Einsteigen in das Auto das gewisse Extra hinzufügt. Auf dem straff und ergonomisch geformten Fahrersitz genügt schon eine Drehung des Kopfes, um deutlich zu machen, dass die schmalen Träger vorne und hinten den Blick nicht einschränken. Ein Panorama-Rundumblick, den man auf Wusch auch noch nach oben erweitern kann. Leider lässt sich das optionale Panoramadach nur verschatten, jedoch nicht öffnen. Aber es erweitert das weite und offene Gefühl, das sich im ŠKODA KAMIQ sofort einstellt. Wie so oft bei ŠKODA stellt man auch beim KAMIQ fest, dass die innere Größe die äußeren Abmessungen deutlich zu übertreffen scheint.
Das Raumangebot im KAMIQ
Dafür zeichnet natürlich das großdimensionierte Raumangebot im KAMIQ verantwortlich. Es hat ja schon gute Tradition, dass ein neuer ŠKODA schon mit dem erweiterten Radstand immer noch etwas mehr Platz aus der Plattform des Mutterkonzerns herausholt. Das spürt man nicht nur vorn an der Kopffreiheit, die jene des etwa gleich großen ŠKODA SCALA locker übertrifft. Besonders die Mitfahrer auf den hinteren Rängen genießen eine größere Beinfreiheit, die vor den Knien einen Durchschnittswert von 72 mm freilassen. Damit sind längere Fahrten für die Mitreisenden in dieser Klasse unerreicht angenehm. Der Kofferraum hat dafür etwas von der räumlichen Überlegenheit der ŠKODA Modelle abgeben müssen, hier ist man mit etwa 400 Liter jedoch relativ gut bedient. Mit den umgeklappten hinteren Sitzen ergeben sich knapp 1.400 Liter. Das ist nur minimal weniger als im ŠKODA SCALA. Ebenso ŠKODA-typisch ist der umklappbare Beifahrersitz. So lassen sich im ŠKODA auch die 2,45 m langen Vorhangstangen transportieren.
Ausstattung und Cockpit
Die Ausstattung und die Materialauswahl im Innenraum ist durchweg ansprechend und wertig, nur der innere Türgriff hätte etwas Besseres als einfaches Hartplastik verdient. Das Cockpit und der freistehende Touchscreen mit seinen je nach Ausstattungslinie 6,5 bis 9,2 Zoll Abmessungen erinnern an den SCALA, können aber um eine virtuelle Gestaltung mit einem 10,25 Zoll Screen auf eine geradezu futuristische Weise ergänzt werden. Bei ŠKODA legt man Wert darauf, dass der KAMIQ mit einer integrierten SIM-Karte immer online ist. Je nach Vertrag ist das Auto für Notfälle ständig vernetzt oder bietet per ŠKODA Connect viele Annehmlichkeiten für die Routenfindung, Wettervorhersage oder die günstigste nächste Tankstelle. Dazu wird künftig eine eigene Sprachassistentin zur Verfügung stehen. Laura erkennt frei formulierte Sätze und leistet die übliche Unterstützung der Sprachsysteme. Selbstverständlich ist beim KAMIQ die kabellose Verbindung mit dem Smartphone über Apple CarPlay oder Android Auto. Mit der Connect App lässt sich der Wagen sozusagen fernbedienen.
Die Ausstattungslinien und Motoren beim ŠKODA KAMIQ
Den KAMIQ gibt es in den drei üblichen Ausstattungslinien ACTIVE, AMBITION und STYLE zu kaufen. Serienmäßig dabei sind die LED-Tagfahrlichter, beheizbare Außenspiegel, ein Frontassistent mit Fußgängerschutz und Notbremsfunktion sowie ein Spurhalteassistent. Beim unkontrollierten Verlassen der Spur warnt dieser Assistent und steuert leicht dagegen. Wenn man als Extra den Spurwechselassistenten dazu bestellt, fährt es sich noch sicherer. Dieser erkennt Autos im toten Winkel oder von hinten bis zu 70 Meter weit. Die vielen Ablagefächer mit 24 Litern Inhalt und Platz für die 1,5 Liter PET Flaschen in den Türen gibt es natürlich bei jedem KAMIQ. Je nach Ausstattungslinie oder als Extra stehen jede Menge weitere Assistenten zur Verfügung, wie sie heute dem Stand der Technik entsprechen. Der Müdigkeitsassistent soll das Einschlafen verhindern, der Abstandsassistent hält bis zur Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn mit. Wer Mühe mit dem Einparken hat, kann sich durch den Parklenkassistenten helfen lassen. Im AMBITION freut man sich über die 16 Zoll Leichtmetallfelgen, das Multifunktionslenkrad , die Freisprecheinrichtung und nutzt die hinzugekommenen Parksensoren. Im STYLE wachsen die Räder samt Felgen um einen Zoll auf 17 an und die Heckleuchten bedienen sich samt den animierten Blinkern der LED-Technologie. Hier sind auch die Vordersitze beheizbar, die Climatronic bedient gleich zwei Zonen. Das Infotainment System gewinnt mit der Qualität und den acht Zoll des “Bolero” einiges an Funktionen und Möglichkeiten hinzu. Das Spitzenmodell “Amundsen” bietet 9,2 Zoll und einen Annäherungssensor. Das völlig digitale Virtual Cockpit mit dem 10,25 Zoll Display mit den fünf verschiedenen Ansichten hatten wir schon erwähnt. Es lässt sich für 470 Euro einbauen. Mit dem nötigen Kleingeld stattet man sein neues Auto auch mit einer Rückfahrkamera und der ausfahrbaren Anhängerkupplung aus. Mit dieser darf der stärkere Motor dann eine gebremste Anhängerlast von 1.200 Kilogramm ziehen. Der KAMIQ startet mit einem günstigen Preis von unter 18.000 Euro, jedoch lässt sich dieser mit der entsprechenden Ausstattung, kraftvolleren Motoren und den diversen Extras leicht auf über 30.000 Euro anheben. ŠKODA baut hochwertige Autos, zur Billigklasse zählt die Marke allerdings nicht mehr.
Die Motorisierung des ŠKODA KAMIQ*
Um es gleich vorwegzunehmen: ŠKODA hat sich mit der Zielgruppe für den KAMIQ eindeutig auf das urbane Publikum festgelegt. Einen Allradantrieb sucht man beim KAMIQ derzeit und in naher Zukunft vergebens. Bei der Premiere im August 2019 stehen drei und bald darauf vier verschiedene Motorisierungen zur Verfügung. Ein erdgasbetriebener 1.0 G-Tech mit 90 PS soll als fünfte Version Ende des Jahres angeboten werden. Der Käufer hat also sofort die Wahl zwischen Dreizylinder-Motoren mit 95 PS oder 115 PS, wobei die stärkere Version auch als 6-Gangschaltung und 7-Gang Automatik mit dem Doppelschaltgetriebe angeboten wird. Ohne Automatik kommt heute kein Hersteller mehr aus, inzwischen greifen 40% der Neuwagenkäufer auf diese bequeme Art des Fahrens zurück. Ebenfalls über 115 PS verfügt der 1.6 Liter TDI-Diesel mit SCR-Kat. Ein Vierzylinder-TSI mit 150 PS stellt in Kürze die Spitze der Fahnenstange dar. Bei ŠKODA rechnet man damit, dass in etwa die Hälfte der Käufer sich für die stärkste Version entscheiden werden. Wenn dem so sein sollte, darf man wohl mit etwas Zeitabstand auch mit einem höher motorisierten Allrad-Antriebler rechnen.
Das Design des ŠKODA KAMIQ
Wer von Ihnen hat seinerzeit im Jahr 2018 die Vorstellung der “VISION X” Studie von ŠKODA in Erinnerung? Damit wollte ŠKODA das Publikum auf einen Crossover einstellen, der dem Tochterunternehmen des VW-Konzerns auch in der Kompaktklasse der SUV Geltung verschaffen sollte. Nachdem sich der KAROQ und der KODIAQ mehr als ansprechend verkaufen, ist der Trend zu den kleinen und großen SUV weiter ungebrochen. Tatsächlich muss man erstaunt feststellen, dass der ŠKODA KAMIQ sich anders als häufig üblich zumindest im Design kaum von der Studie des “VISION X” unterscheidet. Die Designer bei ŠKODA beschreiten neue Wege. Beim KAMIQ ist jedenfalls von der früheren Zurückhaltung bei ŠKODA in Sachen Auffälligkeit kaum etwas übrig geblieben. Trotz seiner immer noch kompakten Länge von 4,24 m wirkt der KAMIQ auf den ersten Blick fast bullig - zumindest im Rückspiegel der anderen Verkehrsteilnehmer. Nachdem viele Autoexperten die Sitte übernommen haben, gerade die Frontpartie neuer Autos mit menschlichen Charakterzügen zu vergleichen, sei auch hier so eine Kennzeichnung erlaubt. Das Gesicht des KAMIQ wirkt lächelnd, zeigt aber deutlich seine Zähne. Das liegt an dem ausladenden Kühlergrill, der an den oberen Enden von den flach und weit gezogenen LED-Tagfahrleuchten umrahmt wird. Wenn diese sich dann auch noch mit den optionalen dynamischen Blinkern funkeln, wird das gehörig Eindruck machen. Schräg von vorn stechen sofort die leicht trapezförmigen LED-Scheinwerfer ins Auge, die erstmals bei ŠKODA zweigeteilt sind. Sie unterstreichen mit der weit herunter gezogenen Motorhaube den dominanten Eindruck des Wagens, der allerdings durch die aerodynamisch halbrunde Linienführung besänftigt wird.
Die neue Formensprache des Herstellers ŠKODA
Auf den Seiten des KAMIQ fällt eine leichte Vertiefung in der unteren Partie auf, die sich wie eine Speerspitze über beide Türen hinweg zieht und dabei als eher kleines Detail dennoch den dynamischen Eindruck unterstreicht. Durch sie wird man auf die mit knapp 19 cm relativ hohe Bodenfreiheit des KAMIQ aufmerksam gemacht. Diese lässt sich im Auge des Betrachters noch durch die verfügbaren 18-Zoll Felgen erhöhen. Dann vermeint man fast den großen KODIAQ wieder zu erkennen. Tatsächlich hat man auch bei ŠKODA zu einer konzerntypischen Formensprache gefunden, die jetzt auf eine ausdrücklich höhere emotionale Ansprache der Kunden setzt. Allerdings verfügt der KAMIQ im Unterschied zum KAROQ oder KODIAQ als Alleinstellungsmerkmal über runde statt eckige Radläufe. Die Heckpartie mit der auf Wunsch elektrisch zu öffnenden Heckklappe betont den insgesamt robusten Ausdruck des Autos. Ein scharfer Knick in Höhe der Rückleuchten scheint den KAMIQ schon bei der Betrachtung von der Seite optisch nach vorn zu schieben. In der funktional bedingten Beschränktheit der Design-Möglichkeiten für SUV und Crossover hat ŠKODA jedenfalls einen Weg gefunden, um der Gefahr der fast beliebigen Austauschbarkeit vieler Marken effektiv und gefällig aus dem Weg zu gehen. Man erinnert sich an den KAMIQ, wenn man ihn einmal gesehen hat.
Was ergeben die ersten Testfahrten mit dem ŠKODA KAMIQ?
Hier versteht es der ŠKODA KAMIQ ein rundum positives Echo bei den Testfahrern zu hinterlassen. Leicht und völlig unauffällig sorgt der Dreizylinder für einen fast rassigen Vortrieb. Am Geräusch erkennt man die kleinere Zylinderzahl jedenfalls nicht. Die 115 PS Version zumindest langt locker, um den Wagen mit seinen 1,25 Tonnen agil durch den Stadtverkehr zu steuern. Hier stimmen die Werbeaussagen von ŠKODA: Der KAMIQ fährt sich bequem wie ein SUV, aber reagiert so wendig wie ein kompakter City-Flitzer. Erwähnenswert ist die Leichtgängigkeit der Automatik, die mühelos und geschmeidig die richtigen Gänge wählt. Sie nutzt das Drehmoment voll aus und schaltet nicht zu früh herunter. Über Land und in schneller Kurvenfahrt weiß sich der KAMIQ mit einer stabilen Verbundlenker-Hinterachse und einem zusätzlichen Torsions-Stabilisator vorn gut gegen die höheren Fliehkräfte des hohen Schwerpunkts zu wehren.
Direktes und doch entspanntes Lenken
Die Lenkung reagiert straff und direkt und überträgt die Absichten des Fahrers ohne Murren auf die Straße. Ausdrücklich gelobt wird die elektromechanische Servolenkung, die zu den Besten im Segment gehören soll. Hier setzt ŠKODA auf ein eher entspanntes Fahren, denn selbst die Rückmeldung der Lenkung über den Straßenzustand geschieht unaufgeregt aber deutlich. Wer es nicht gewöhnt ist, reagiert zunächst überrascht, wenn der Spurhalteassistent sanft aber nachdrücklich gegen das unbeabsichtigte Überschreiten der weißen Linien einschreitet. Die Straßenlage verbessert sich durch eine gut ausgewogene Dämpfung, die den Wagen fast unmerklich über Rillen und Schlaglöcher gleiten lässt. Das zusätzlich zu ordernde System “Driving Mode Select” mit verschiedenen Dämpfungsmodi erweist sich eigentlich fast als unnötig. Zu gering sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Eigenschaften im Fahrverhalten. Der ambitionierte Fahrer kann jedoch ein Sportfahrwerk bestellen, das nicht nur 10 mm tiefer liegt, sondern auch recht straff eingestellt ist. Dann allerdings fällt der Sportmodus ins Gewicht und verlangt für den gestiegenen Fahrspaß einiges mehr an Aufmerksamkeit für die Lenkung. Generell wird man sich im ŠKODA KAMIQ bei jeder Geschwindigkeit wohlfühlen. Die Motorleistung mit 115 PS reicht aus, um den KAMIQ in weniger als 10 Sekunden auf die 100 km/h zu beschleunigen und eine Spitzengeschwindigkeit von etwas unter 200 km/h zu erreichen. Diese Werte dürften sich mit der 150 PS Version natürlich noch steigern. Der Verbrauch des KAMIQ ist mit dem mehr alltagstauglichen WLTP Messverfahren angegeben und unterbietet kombiniert im Schnitt die direkten Konkurrenten aus dem Mutterkonzern deutlich. Das Drehmoment bewegt sich zwischen 175 Nm mit dem 70 KW Motor und und 250 Nm im Diesel.
Fazit
In den bekannten Fachzeitschriften wird dem ŠKODA KAMIQ eine erfolgreiche Zukunft vorhergesagt. Ein Bericht startet gar mit den Worten “Was ŠKODA anfasst, scheint zu Gold zu werden” (Focus, 21.08.19). Der ADAC übertitelt seinen Bericht mit “Mini-SUV mit Platz und Fahrspaß” (ADAC, 21.08.2019). Der KAMIQ wirkt im Aussehen unaufdringlich, aber dennoch markant. Mit seinem Design wirkt er modern und dynamisch, was er mit seinen Fahrleistungen durchaus unterstreichen kann. Dazu kommt ein sehr maßhaltender Verbrauch und der vibrationsarme gut gedämmte Motor mit dem guten Vortrieb und einer entspannten Fahrweise. Wie immer besticht auch dieser ŠKODA mit einem hervorragenden Platzangebot und dem großen Komfort für alle Mitreisenden, der sich nicht nur mit den vielen Gimmicks erklärt. Alles in allem kann der ŠKODA KAMIQ nicht nur seinen dritten Platz unter den größeren SUV bei ŠKODA einnehmen, sondern füllt auch eine Lücke im Gesamtangebot für Crossover Modelle in Deutschland. Allerdings bekommt man so viel Auto und so viel Qualität auch bei ŠKODA nicht mehr für ein Schnäppchen.
* ŠKODA KAMIQ
Verbrauch: Kombiniert (l/100 km) 5,1 - 4,2
CO 2 -Emissionen: kombiniert (g/km) 116 - 112
CO 2 -Effizienzklasse: B - A