Dieser Tage kommt der neue ŠKODA SUPERB iV mit seiner vierten Auflage als ein besonderes Auto auf den Markt. Das iV in seinem Namen deutet schon auf diese Besonderheit hin. Die spezielle Eigenschaft des neuen Flaggschiffs des ŠKODA Konzerns ist sein Hybridantrieb. Stimmt, Sie haben Recht, Hybride stellen eigentlich keine Besonderheit mehr dar. Der Mutterkonzern VW hat sie im Angebot, und auch viele andere Hersteller bieten die Zweigleisigkeit an. Dennoch stellt dieser SUPERB iV laut ŠKODA den Beginn einer neuen Ära dar.
Denn es hat bei ŠKODA gute Tradition, sich bei den neuesten Trends und Entwicklungen etwas zurückzuhalten. Das war bei den SUV und Crossover der Marke genauso. Der SUPERB iV als erstes Serienfahrzeug mit elektrischem Antrieb soll als Flaggschiff das Renommee des Herstellers heben. Bald wird sich auch das ewige Erfolgsmodell von ŠKODA, der OCTAVIA in die Liste der Hybride einreihen. Der kleine CITIGO wird dann nur noch als Elektrofahrzeug angeboten werden. Noch in 2020 sollen weitere Stromer auf den Markt kommen, die über den Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB) von VW umgerüstet werden. Bis 2022 werden dann 10 elektrisch betriebene ŠKODA den Markt bereichern. Der Konzern will seinen CO2 Ausstoß bis dahin um 30% gesenkt haben. Lesen Sie unseren ersten Bericht.
- Der ŠKODA SUPERB iV als Hybrid - die Fakten
- Der ŠKODA SUPERB iV - Leistung und Preis
- Wie fährt sich der neue SUPERB?
- Besonderheiten und Fazit des ŠKODA SUPERB iV
Der ŠKODA SUPERB iV als Hybrid - die Fakten
Der vornehme Verzicht darauf, bei den Neuvorstellungen modernster Technik zu den ersten zu gehören, wurde bei ŠKODA immer gleich begründet: Man wolle ganz ohne Überstürzung und ganz ohne Anfängerfehler den Kunden eine ausgereifte Technik zu einem günstigen Preis anbieten. Die Verantwortlichen bei ŠKODA haben insofern Recht behalten, als dass jeder bisherige ŠKODA nicht nur als äußerst zuverlässiges Auto brillieren konnte. In so gut wie allen Fällen konnten die Autos auch mit den beliebten Extras wie einem größerem Platzangebot und vielen kundenfreundlichen Details auftrumpfen. Zwar musste man sich beim angebotenen Luxus immer etwas hinter den Wolfsburgern zurückhalten, aber dieser Abstand ist in den letzten Jahren deutlich geringer geworden. Beim Preis konnten die Tschechen jedenfalls die Grenzen immer nach unten verschieben. Den Verkaufszahlen hat diese Politik jedenfalls nicht geschadet. Im Gegenteil.
Die Daten laut Hersteller
Kann auch der ŠKODA SUPERB iV diesem Anspruch gerecht werden? Wie sehen die reinen Fakten zum Auto aus und wie verhält sich das Auto auf der Straße? Die ersten Probefahrten sind absolviert und die ersten Berichte füllen die typischen Autozeitschriften. Aber fangen wir mit den harten Zahlen an. Der ŠKODA SUPERB iV wird sowohl als Combi wie auch als Limousine angeboten. Der Benzinmotor arbeitet in Kombination mit einem Elektrogenerator und erzielt laut Hersteller mit der Zusammenarbeit beider Aggregate eine Reichweite von rund 850 Kilometer. Das sollte für jeden Anspruch reichen. ŠKODA gibt den Verbrauch für den Combi etwas höher als für die Limousine an. Bei ihr soll sich das Auto kombiniert mit 1,5 Liter Sprit auf 100 Kilometer zufrieden geben, dazu kommt ein Stromverbrauch von rund 15,2 kWh auf die gleiche Strecke. Der Schadstoffausstoß begrenzt sich damit auf rund 35 Gramm CO2 pro Kilometer.
Der ŠKODA SUPERB iV - Leistung und Preis
Damit erreicht der ŠKODA SUPERB iV die Klasse A+ und senkt damit gleichzeitig wirksam den Flottenausstoß der Marke. Das Auto wird in der Basisversion ab rund 41.600 Euro angeboten. In einem wichtigen Aspekt bleibt ŠKODA sich damit jedenfalls treu. Es sollte schwierig werden, ein Auto mit dieser Klasse und Ausstattung und jetzt auch mit so einem Antrieb günstiger auf dem Markt zu finden. Dazu kommt noch die staatliche Prämie, die auch für ein Hybridfahrzeug dieser Art gilt. Damit lassen sich rund 3.000 Euro sparen. Die Leistungsdaten sind schnell aufgezählt. Der ŠKODA SUPERB iV leistet in der Kombination 218 PS und verfügt damit über ein enorm starkes Drehmoment von 400 Newtonmetern. Damit ist eine Beschleunigung des 1,8 Tonnen Fahrzeugs aus dem Stand auf die 100 km/h in deutlich weniger als acht Sekunden möglich. Die Höchstgeschwindigkeit liegt jenseits der 220 Stundenkilometer.
Unterschiede im Design und der Ausstattung
Die übrigen Daten des ŠKODA SUPERB iV kennt man bereits aus den anderen Modellen dieser Baureihe. Der SUPERB ist 4,86 Meter lang, der Kofferraum fasst allerdings aufgrund der Akkus etwas weniger, nämlich nur 510 bzw. 1.800 Liter. Die Passagiere leiden darunter nicht, sie genießen auf jedem Platz eine geradezu luxuriöse Bein- und Kopffreiheit. Von außen unterscheidet sich der ŠKODA SUPERB iV nur durch einen neuen Stoßdämpfer, der mit einer Wabenstruktur einen neuen Akzent setzt. Immerhin macht eine kleine Plakette auf die Art des Antriebs aufmerksam. Im Innenraum auf der Fahrerseite fällt der Unterschied nicht sehr deutlich ins Auge. Der ŠKODA SUPERB iV verfügt über ein sogenanntes Maxi-DOT-Farbdisplay, das man gegen Aufpreis zu einem 10,25 Zoll Virtual Cockpit aufrüsten kann. Die Reichweite des E-Motors und der Ladezustand des Akkus werden angezeigt und die Umschaltung zwischen den drei Getriebe-Modi erfolgt über Tasten auf der Mittelkonsole.
An den Assistenzsystemen hat ŠKODA beim neuen Spitzenreiter ebenso wenig gespart wie an der vergleichsweise komfortablen Innenausstattung des Autos. Infotainment, News-Service und Echtzeit-Verkehrsinfos kennt man wie die aktuelle Wettervorhersage schon vom Vorgänger. Diese Leistungen sind im ersten Jahr kostenlos. Der Preis ist im Verhältnis zum vorigen SUPERB erstaunlicherweise nahezu gleich geblieben, zumindest der Diesel und der Hybrid nehmen sich nicht viel. Damit zeigt ŠKODA ein weiteres Mal dem Vorbild auf der gleichen Plattform, dem Passat, deutliche Grenzen auf. Ob er das allerdings auch mit allen weiteren Aspekten schafft, beantworten wir gleich.
Wie fährt sich der neue SUPERB?
Wenn man rein elektrisch mit dem ŠKODA SUPERB iV unterwegs ist, sollte die Strecke wirklich nicht lang sein. Zwar genießt man dabei alle Vorteile des elektrischen Antriebs, jedoch ist nach rund 50 Kilometern Schluss, je nachdem, wie das Auto gefahren wird. Das Aufladen der 13 kWh Batterie dauert auch an einer Wallbox mit 3,6 kW immerhin 3,5 Stunden. Daraus werden fünf Stunden an der Haushaltssteckdose. Darum werden sparsame Fahrer auch nicht herumkommen. Das Aufladen des Akkus über die überschüssige Energie des Benzinmotors ist nicht gerade wirtschaftlich zu nennen, weil es den Verbrauch in die Höhe treibt. Anders bei der Rückgewinnung. Das Sechsgang Doppelschaltgetriebe unterstützt den Fahrer auf ausgereifte Weise und schaltet unmerklich und ruckelfrei. Es bietet im Getriebemodus “B” für Hybrid-Betrieb die Möglichkeit der verstärkten Rekuperation, also der Rückgewinnung der Bremsenergie als Strom für den Akku. Dieses Prinzip sichert den Betrieb des Elektromotors auch auf langen Strecken. Jedoch hat ŠKODA darauf verzichtet, die Rekuperation voll auszuschöpfen.
Verhaltene Rekuperation
Aus den reinen Elektrofahrzeugen kennt man die Fahrweise mit voller Rekuperation, bei der die Bremsleistung beim Loslassen des Gaspedals so groß wird, dass man das Bremspedal kaum noch benötigt. Das bringt zwar mehr Energie, erfordert aber beim Fahren mit einem Hybrid vielleicht doch eine zu starke Umstellung durch die jeweiligen Fahrmodi. Dennoch hätte es dem SUPERB iV gut zu Gesicht gestanden, könnte man noch etwas mehr Energie aus den Bremsen ziehen. Jedenfalls schafft es der ŠKODA SUPERB iV locker, die angegebenen 1,5 Liter Verbrauch zu unterbieten, wenn man den Elektromotor immer wieder sorgsam nachlädt. Andere Testfahrer berichten dagegen von 3,5 Liter im Verbrauch, haben das Auto allerdings auch auf der Autobahn “geheizt”. Fahrweise ist eben beim Verbrauch doch eine entscheidende Größe. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass der ŠKODA SUPERB iV klassischerweise nicht als sportlicher Renner ausgelegt ist. ŠKODAS großer Combi oder die große Limousine ist ein Langstrecken-Familienfahrzeug, das für ein günstiges und sehr komfortables Vorankommen gebaut ist.
Sportlich und komfortabel
Mit einem vollgeladenen Akku bewegt sich der ŠKODA SUPERB iV auf den ersten Kilometern nach dem Start rein elektrisch. Zwar werden die Fußgänger durch ein elektronisches Fahrgeräusch gewarnt, doch im Innern des Wagens geht es flüsterleise zu. Der Elektromotor verfügt zwar “nur” über 115 PS, jedoch reicht das für einen Stromer typisch hohe Drehmoment aus, um in der Stadt und auf der Landstraße herrlich schnell zu beschleunigen. In der Spitze schafft der Elektroantrieb 140 km/h, dann schaltet sich der Ottomotor automatisch dazu. Selbstverständlich kann man auch schon vorher auf den gemischten Betrieb umschalten. Wie auch bei einem fast erschöpften Akku unterstützt der Elektroantrieb dann beim Anfahren, Beschleunigen und in den Grenzbereichen. Natürlich ist der Benzinmotor um einiges rauer und lauter als der reine Elektromotor. Das heißt aber nicht, dass sich das auf Fahrer oder Passagiere störend auswirken würde.
Im Innern des ŠKODA SUPERB iV fährt man fast so ruhig, komfortabel und gelassen wie in der Oberklasse. Das Fahrwerk lässt sich in einen härter ausgelegten Sportmodus umschalten, aber für den auf Komfort bedachten Fahrer werden alle Unebenheiten der Straße auf angenehme Weise verschluckt. Die Lenkung ist griffig und direkt und nur, wenn man vom reinen Benziner auf den Hybrid umsteigt, wird man den Unterschied merken. Die 300 Kilo mehr Gewicht durch die beiden Antriebe machen sich in schnittigen Kurven bemerkbar, wenn der SUPERB iV mehr nach außen drängt als sein herkömmlich angetriebener Kollege. Aber die Beschleunigung und Spitzengeschwindigkeit sind in jedem Fall beeindruckend.
Besonderheiten und Fazit des ŠKODA SUPERB iV
Zwei Besonderheiten hält der ŠKODA SUPERB iV auch beim Aufladen bzw. Tanken bereit. Wenn der Elektromotor auf den letzten Kilometern vor der Tankstelle den Hauptbetrieb übernommen hat, bleibt der Benzinmotor über eine längere Phase luftdicht abgeschlossen. Dann kann ein gewisser Überdruck im Tank entstehen. Daher hat ŠKODA einen eigenständigen Mechanismus eingebaut, der nach dem Öffnen des Tankdeckels die überschüssige Luft entlässt, bevor man den Tankrüssel einsetzen kann. Beim Aufladen wird man beim ersten Mal durch die Positionierung der Steckdose überrascht. Sie befindet sich sinnigerweise ganz woanders als der Tankdeckel. Gut versteckt findet man sie endlich unter der neu gestalteten Kühlermaske vorne am Fahrzeug. Als kleinen Luxus bietet ŠKODA seinen SUPERB Fahrern über eine Smartphone App gewisse Steuerungsmöglichkeiten an. So kann man das Aufladen von der Zeit her einstellen und die Klimaanlage vorheizen lassen. Da lässt sich aber noch einiges aufholen. Eine Streckenplanung mit Ladestellen und einer idealen Strom-Benzin Verteilung ist technisch ohne viel Aufwand bereits möglich.
Fazit
Technisch gesehen agiert der ŠKODA SUPERB iV auf den ersten 50 Kilometern als Plugin-Hybrid, dessen Strom rein aus der Steckdose kommt. Diese 50 Kilometer reichen für die meisten Fahrer sicherlich für den Weg zur Arbeit und zurück. Sobald der Akku fast leer wird, arbeiten beide Motoren als Vollhybrid zusammen. Den Strom, den der Elektromotor zum Anfahren und in der Spitze benötigt, liefert dann die Bremse des Benziners. Der Clou für die modernen Hybrid Fahrzeuge besteht in den niedrigen Betriebskosten, der hohen Reichweite und nicht zuletzt den deutlichen ökologischen Vorteilen. Bei einem Verbrauch von unter zwei Liter Benzin auf 100 Kilometer und einer Reichweite von bis zu 950 Kilometer bei vorsichtiger Fahrweise kann der ŠKODA SUPERB iV einfach nur glänzen. Zudem ist er sogar günstiger in der Anschaffung als der vergleichbare TDI, wenn man die staatliche Prämie abzieht.
Damit dürfte der Wagen auch für die Mitarbeiter und Führungskräfte so mancher Großunternehmen taugen. Für den Innenstadtverkehr ließe sich der Verbrauch und der Schadstoffausstoß der Unternehmensflotte deutlich senken, die günstige 0,5% Versteuerung für Firmenwagen kommt als Vorteil noch hinzu. Bedenkt man die gute Ausstattung, das sportliche aber komfortable Fahrverhalten und das überdurchschnittliche Platzangebot des SUPERB, sollte einem Erfolg des Autos nichts im Wege stehen. ŠKODA hat wieder einmal im besten Sinne Vernunft walten lassen. Und um auf den besagten Vergleich mit dem Vorbild aus Wolfsburg zurückzukommen: Der Spiegel schreibt in seinem Testbericht vom 7.1.20 über den ŠKODA SUPERB iV in gewohnt drastischer Deutlichkeit: “Er nutzt die Technik aus dem VW Passat GTE, ist aber in jeder Hinsicht das bessere Auto.”