Fahrbericht NISSAN 370Z

Für die einen ist er eine Legende von den anderen bekommt er die Bezeichnung “Old School” verpasst. Fest steht, dass der NISSAN 370Z heuer sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Das hat so gut wie kein anderer Sportwagen geschafft, zu schnell haben sich in den letzten Jahren die Räder der Entwicklung bei Motoren und Getriebe gedreht. Wann kommt der neue NISSAN 370Z? Und wird es dann tatsächlich der NISSAN 400Z werden? Sicher sind nur die Gerüchte. Warum der NISSAN 370Z aber ein besonderes Fahrzeug bleibt, das wollen wir Ihnen hier noch einmal darlegen.

 

NISSAN 370Z - die Geschichte

Ende 2008 hatte man bei NISSAN die Entwicklung des Nachfolgers für den 350Z abgeschlossen und präsentierte den Wagen auf der Los Angeles Auto Show. Ab April 2009 stand der NISSAN 370Z dann auch in Deutschland zum Verkauf. Diese Version wurde bis zum Jahr 2012 produziert. In den Jahren 2013 und 2017 folgten dann zwei Facelifts und im Jahr 2018 spendierte NISSAN dem 370Z eine neue Hochleistungskupplung vom bekannten Zulieferer Exedy. Den Namen mit dem Zusatz “Z” hatte NISSAN schon vom Urahn der Z-Reihe, dem Datsun 240Z übernommen, mit dem der Konzern seinerzeit erstmals unter die Sportwagen-Produzenten gegangen war. Heute erinnert immer noch die seitliche Fensterlinie des 370Z an den schon 1969 gebauten 240Z. Die Zahl vor dem Z markiert die Größe des Hubraums, die beim 370Z logischerweise 3,7 Liter beträgt und zu einem klassischen Sechszylinder Saugmotor gehört.*

 

Drei Varianten des 370Z

Bis auf wenige Sondermodelle ist der 370Z seither in drei Varianten erhältlich. Das Coupé wird ergänzt durch den schnittigen Roadster und den 370Z NISMO, der als Hochleistungsversion einige PS mehr in die Waagschale werfen kann. Das Erstaunlichste an diesem Sportwagen ist heutzutage immer noch sein Preis. Wann hätte man jemals von einem Auto mit 328 PS gehört, das für unter 35.000 Euro zu bekommen wäre? Selbst das teuerste Sondermodell aus dem Jahre 2018, der 370Z Roadster RS mit NISMO Anteilen und einer Kleinstauflage von 25 Stück, war für unter 50.000 Euro erhältlich. Solche Preise erwartet man heute bereits in der Golfklasse, jedenfalls bei den besser ausgestatteten Modellen. Trotz allem behielt der 370Z in Deutschland immer den Status eines recht exklusiven Fahrzeugs, denn selbst die Edelmarke Ferrari verkaufte sich häufiger. Vor allem in den USA und Japan (als Fairlady) konnte der 370Z mit guten Verkaufszahlen beeindrucken, jedoch in Deutschland pendelten sich die Neuzulassungen um die 400 - 500 Exemplare im Jahr ein. Insgesamt bewegen sich etwa 4.500 NISSAN 370Z auf den deutschen Straßen. Neben vielen anderen Eigenschaften muss man dem 370Z eine in jedem Fall zugutehalten. Er wurde zum “Restwertriesen” unter den Sportwagen ernannt, der in seiner Klasse nach vier Jahren den geringsten Wertverlust in Euro vorweisen kann.

 

Das Design des NISSAN 370Z

Als die Designer bei NISSAN den Wagen im Jahr 2008 entwarfen, war es ihr erklärtes Ziel einen zeitlosen Klassiker zu erschaffen. Was immer man auch heute noch als Autoliebhaber mit dem Attribut Sportwagen verbindet, der 370Z ist ein Ausdruck davon. Ein kurzer Radstand mit 19 Zoll großen Rädern bildet die Basis, durch deren Leichtmetallfelgen man die roten 355 mm Auflagen der Scheibenbremsen leuchten sieht. Die Wucht dieser Räder drückt sich in den hohen Radhäusern aus, die dem dazwischen liegenden Chassis eine schlanke wie markante Ausdrucksform verleihen. Die langgezogene Frontpartie umschließt mit ihrer sich nach vorne hin steiler neigenden Form die LED-Scheinwerfer und mündet in einem relativ schmalen und kurzen Grill. Damit wird optisch schon eine griffige und zupackende Beschleunigung offeriert. Dieser Eindruck verstärkt sich noch mit einer sehr schräg ansteigenden Frontscheibe und den sehr schmalen A-Säulen. Die obere Begrenzung der Frontscheibe bildet den höchsten Punkt des Wagens, von dem aus das Dach in einer einzigen klaren Linie deutlich nach hinten abfällt. Hier wird der Schwung nur durch den kleinen Spoiler unterbrochen. Zusammen mit der Verbreiterung der hinteren Seitenschweller und der sich fortsetzenden Rundung des extrem kurzen Hecks entsteht jetzt auf einmal ein bulliger Eindruck, der pure Kraft und starken Anschub vermitteln soll.

 

Klassisch und markant

Der NISMO unterscheidet sich im Aufbau vom Coupé nur durch etwas tiefer liegende Recaro Sportsitze und farbliche Einblendungen. Dazu wirken die Seitenschweller einen Tick stärker gebaut. Der Roadster dagegen wirkt durch das straffere und fast waagrechte Verdeck noch etwas flacher und dichter auf den Straßenbelag gedrückt. Einen Augenschmaus bieten alle drei Ausgaben, die an jeder Ampel bewundernde Blicke ernten. Der Wagen vereint alle die Merkmale britischer, italienischer und weniger deutscher Sportwagen auf sich, die schon seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts unsere Vorstellung von Rasanz und Schnittigkeit geprägt haben. Wenn es nach seinen weltweiten Fans ginge, bräuchte sich vom Design her beim 370Z sicherlich nur sehr wenig ändern. Denn auch viele andere Hersteller kehren nach den verspielten Ausflügen der letzten 30 Jahre doch immer wieder zu einem ganz ähnlichen Muster zurück. Vielleicht, weil es nicht nur praktisch, sondern wirklich zeitlos elegant ist.

 

Motor und Getriebe des 370Z

Die neue Sportkupplung hat den Schaltvorgängen im NISSAN 370Z außerordentlich gut getan, was den Kraftaufwand und die Leichtgängigkeit vor allem beim Zurückschalten angeht. Gut 25% weniger Kraft soll das Kuppeln jetzt verbrauchen. Auffällig bleibt die automatische Drehzahlanpassung, die genauso sehr ein Gefühl von Rennstrecke entstehen lässt wie das charakteristischen Klicken, das bei jedem Gangwechsel zu hören ist. Der Wagen wird wie gesagt angetrieben von einem 3,7-Liter-V6 Motor, der in der agilen Automatik-Version 363 bzw. 371 Newtonmeter Drehmoment bei 7.000 Umdrehungen erzeugt. Damit ist der 370Z einer der letzten, die auf die Turbolader verzichten. Aber ein echter Liebhaber verzichtet gern darauf. Die Beschleunigung variiert beim Nismo und Coupé zwischen 5,2 und 5,8 Sekunden für die 100 Stundenkilometer. Bei 250 km/h wird der Wagen elektronisch abgeregelt. Der Verbrauch entspricht diesen Leistungen. Man muss schon zwischen 11 und 14 Litern Super rechnen, je nachdem, wie häufig man den Motor auf seine größte Leistungsbereitschaft ab 5.000  U/min jagt.

 

Der VQ-V6 in der vierten Generation 

Selbst wenn der bewährte Motor schon einige Jahre auf dem sprichwörtlichen Buckel hat, erfüllt NISSAN damit alle neuen Anforderungen der Messmethodik WLTP und kann sich auch mit der Euro 6D-Temp Plakette schmücken. Der VQ-V6 Motor ist natürlich nicht ganz der alte geblieben, er läuft jetzt in der vierten Generation. Als Besonderheiten kann er einige Technologien vorweisen, die ihn immer noch zu etwas Besonderem machen. Mit der sogenannten VVEL-Technologie werden der Hub der Ventile und ihre Steuerung permanent aufeinander abgestimmt und angepasst, um das Ansprechverhalten zu beschleunigen und zu intensivieren. Das automatisch erzeugte Zwischengas, das für seidenweiche Schaltvorgänge sorgt, wird mit der Synchro Rev Control® Technik erzeugt, die dazu verschiedene Messwerte wie vor allem die tatsächliche Geschwindigkeit des Autos misst. Das sind alles keine brandneuen Entwicklungen, aber sie leisten immer noch sehr gute Arbeit. In der Siebengang-Automatik Schaltung kann man sich zwischen verschiedenen Fahrmodi entscheiden, dann fährt sich der 370Z beim Cruisen etwas sanfter oder eben genauso knüppelhart wie man es als Purist von einem echten Sportwagen erwartet. Das macht sich auch akustisch im Innern des 370Z bemerkbar. Mit jedem Runterschalten und Hochschalten tobt, bollert und vibriert der V6 und liefert dazu bei Vollgas einen hochfrequenten Brüllton, der den Fan begeistert. Ja, es haben sogar einzelne Stimmen kritisiert, dass der V6 Motor mit der doppelten Auspuffanlage nicht so ein beeindruckendes bassiges Röhren von sich gibt. Dafür erlebt man auf den Sportsitzen jeden Befehl an den Motor und seine prompte Befolgung hautnah mit, ebenso mit den Ohren wie mit der Vibration am Lederlenkrad im NISMO.

 

Wie fährt sich der NISSAN 370Z, der Roadster oder der NISMO?

Nach einem Dauertest über 75.000 Kilometer sagte der Redakteur einer bekannten Sportzeitung, dass ihm der NISMO ans Herz gewachsen sei. Nicht jeder gefahrene Kilometer sei das pure Zuckerschlecken gewesen, aber ihm würde der Wagen mehr als jeder andere fehlen. Eben wegen seiner Makel, die ihn so verdammt menschlich machten (Auto Motor Sport, 09/2017). Über einen seit 2018 abgestellten Makel haben wir ja bereits geschrieben. Sicher wird die neue Hochleistungskupplung dem Testfahrer von heute den Alltag im 370Z leichter machen. Einen weiteren interessanten Bericht über den 370Z darf man nicht außer Acht lassen. Die TV Sendung Grip veröffentlichte im Juli 2017 einen Film über den direkten Vergleich zwischen einem Vertreter der bekanntesten deutschen Sportwagen Marke und dem NISSAN 370Z. Hierbei stellte sich heraus, dass der deutsche Wagen den Vergleich mit wenigen Punkten Vorsprung für sich entscheiden konnte. In der Beschleunigung sowie auf der Rennstrecke lag er knapp vorne, bei der Vollbremsung aus 100 km/h kam er mit einer Wagenlänge früher zum Stillstand. Das sind bei dieser Leistungsklasse natürlich wichtige Werte. Jedoch kostete dieses Fahrzeug rund 40.000 Euro mehr und benötigte knapp 20% höhere Unterhaltskosten auf den Kilometer gerechnet. Damit sind wir bei einem der wesentlichen Vorzüge für den 370Z angekommen. Er gilt mit seinem Einstiegspreis von 35.000 Euro eben als der letzte wirklich potente Sportwagen, bevor es richtig teuer wird.

 

Mit dem 370Z auf der Straße

Das Fahren mit dem 370Z verlangt Aufmerksamkeit. Man sitzt eben in einem Leistungssportler, der beherrscht werden will. In den Kurven dauert es ein wenig, bis man sich mit der äußerst direkten und präzisen Lenkung auf die Unterstützung durch das drückende Heck verlassen gelernt hat. Dann aber jedoch möchte man bei jedem Gangwechsel juchzen. Zwar kann man am nach dem Facelift besser gedämmten Motorgeräusch durchaus seine Freude haben. Aber vielleicht zieht man es doch vor, sich durch das original BOSE® Audio-Entertainment-System genauso kraftvoll beschallen zu lassen. Das gilt erst recht für den Roadster, der schon seit 2013 das elektrische Verdeck besitzt, mit dem man innerhalb von 20 Sekunden ganz offen oder eben gut geschützt vor der Witterung fährt. Wenn man den Wagen gleich nach dem Start auf seine Höchstleistung beschleunigen will, benötigt man wie erwähnt einen guten Fußdruck für das Gaspedal, denn es verlangt den Motor nach vielen Umdrehungen, um seine wahre Stärke zu zeigen.

 

Gute Griffigkeit

Die Gewichtsverteilung bei der Tempofahrt wird durch Versteifungen entlang der Seitenteile und unter dem Motorraum verstärkt, so dass der Wagen jederzeit mit der Straße verwachsen zu sein scheint. Das Alcantara- oder Lederlenkrad liegt gut in der Hand, wenn es sich auch nicht näher zum Fahrer nach hinten verlegen lässt. Eine gewisse Untersteuerung mag für leichte Schlenker nach der Kurve sorgen, doch diesen Bereich erreicht man auf einer für den Verkehr zugelassenen Straße eher nicht. Außerdem schaltet sich natürlich das ESP dazu, wenn es nötig wird. Wer sich den NISMO bestellt, kann solche Unsicherheiten schnell mit dem dazu angebotenen Fahrertraining bei NISSAN ablegen. Beim Thema Sicherheit haben wir die ausgezeichneten großen Bremsen ja schon angemerkt. Per Sensoren wird die Zahl der Insassen und ihre Position gemessen und die jeweils nicht benötigten Airbags abgeschaltet. Ein Gurtstraffer, Seitenairbags und Vorhangairbags sorgen für noch mehr Schutz der Passagiere, vor allem, weil sie abgestimmt auf die Geschwindigkeit eines möglichen Aufpralls reagieren.

 

370Z - FAZIT

Angesprochen auf seine Arbeit für NISSAN sagte der Vize Präsident für das globale Design Alfonso Albaisa zum Thema NISSAN 370Z: “Das Z-Auto, oh mein Gott. Sie können sich vorstellen, dass ich total aufgeregt darüber bin, in der Position zu sein, an diesem Auto zu arbeiten.” NISSAN arbeitet also an dem neuen Sportwagen. Ein eigentlich gut passender Zeitpunkt wäre ja der Oktober 2019 zur Tokyo Motor Show. Hier könnte man passend zur 50-Jahr Feier der Z-Reihe ein neues Z-Modell präsentieren. Aber nein, NISSAN hat schon angekündigt, eine 50-Jahre Sonderausgabe des 370Z vorzustellen. Uns tut das nicht leid. Der 370Z ist ein ehrlicher richtiger Sportwagen, wie es nur wenige gibt. Schon gar nicht zu dem Preis.

 

*NISSAN 370Z BASE 3.7 l 241 kW (328 PS) MT: Kraftstoffverbrauch (l/100 km): innerorts 15,3; außerorts 7,8; kombiniert 10,5; CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 245; NISSAN 370Z: Kraftstoffverbrauch kombiniert (l/100 km): 10,6–10,5; CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 248–245; NISSAN 370Z NISMO 253 kW (344 PS): Kraftstoffverbrauch (l/100 km): innerorts: 15,4; außerorts: 7,8; kombiniert: 10,6; CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 248;

NISSAN 370Z ROADSTER PACK 3,7 l 241 kW (328 PS) MT: Kraftstoffverbrauch (l/100 km): innerorts 16,2; außerorts 8,3; kombiniert 11,2; CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 262; NISSAN 370Z ROADSTER: Kraftstoffverbrauch kombiniert (l/100 km): 11,2–10,9; CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 262–254; NISSAN 370Z Roadster 241 kW (328 PS) MT (AT):  Kraftstoffverbrauch (l/100 km):  innerorts: 16,2 (15,8); außerorts: 8,3 (8,1); kombiniert: 11,2 (10,9); CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 262 (254); NISSAN 370Z Roadster: Kraftstoffverbrauch kombiniert (l/100 km): 11,2–10,9; CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 262–254*