Fahrbericht NISSAN QASHQAI 1,3 DIG-T

Seit gut vier Monaten fahren jetzt die ersten stolzen Besitzer ihren neuen NISSAN QASHQAI 1,3 DIG-T*. Glücklich dürften sich auch diejenigen schätzen, die mit dem Sondermodell N-MOTION ein besonderes Schnäppchen in punkto Ausstattung und Preis erworben haben. Vor knapp zwei Jahren hatte das letzte Facelift dem NISSAN QASHQAI ein dynamischeres Aussehen verpasst und NISSAN hatte mit einigen Nachbesserungen auf die Beanstandungen in manchen Testberichten reagiert. Im November 2018 war es dann für den Konzern an der Zeit, auch mit neuen Motoren mehr Dynamik und mehr Kraft für den berühmten Crossover zu spendieren. Damit wird es Zeit für einen Fahrbericht aus der Praxis.

Allgemeine Informationen zum NISSAN QASHQAI

Viel ist bereits über das Erfolgsmodell von NISSAN geschrieben worden, schließlich hat das Auto schon seit 2007, seinem ersten Jahr in Deutschland, für einiges Aufsehen gesorgt. In diesen zwölf Jahren hat NISSAN bis heute hierzulande knapp 300.000 QASHQAI verkauft. Der Wagen ist vollständig im NISSAN Werk in England entwickelt worden und wird seitdem auch dort produziert. Erster und dann auch erfolgreichster Crossover der Welt, pannensicherster SUV, höchste erreichte Punktzahl beim Insassenschutz in der Geschichte des EuroNCAP-Crashtest und das meistproduzierte Fahrzeug Großbritanniens im Jahr 2017 - die Liste der Superlative ist lang, die man in der Presse über den QASHQAI lesen kann. Jedoch schläft die Konkurrenz bekanntlich nie und hat dem Crossover über die Jahre jetzt schon 17 vergleichbare Modelle anderer Marken an die Seite gestellt. In einem so gesättigten Markt muss man schon einiges unternehmen, um weiterhin oben auf der Welle mitschwimmen zu können. Der NISSAN QASHQAI hat sich von Anfang an immer als eine besonders preiswerte Alternative zu den führenden deutschen Marken verstanden. Selbst mit den neuen Motoren und modernster Technik liegt der Einstiegspreis für den QASHQAI heute mit gut 21.000 Euro nur um weniges höher als vor zehn Jahren. Wie bei jeder Automarke lässt sich dieser günstige Einstiegspreis ohne weiteres nach oben schrauben. Zwar erhält man schon mit dem Basismodell VISIA viel Auto fürs Geld, doch die Varianten ACENTA, N-CONNECTA, TEKNA und TEKNA+ können die Käufer mit einer langen Liste von teils luxuriösen Extras in Ausstattung, Technik und Motorleistung beeindrucken. So kostet das Flaggschiff des Modells, der TEKNA+, mit dem Doppelkupplungsgetriebe und 160 PS Motorleistung gut 16.000 Euro mehr.

Was leisten die neuen Motoren im NISSAN QASHQAI?

Zuerst die betrübliche Nachricht für alle Freunde des Vierradantriebs. Denn auf diesen hat NISSAN bei den drei Varianten des 1,3 DIG-T Antriebs verzichtet. Die neuen Motoren in der 1,3 Liter Maschine leisten 140 PS und 160 PS bei einem Drehmoment von 240 bzw. 260 Nm, die auf den Frontantrieb gelegt werden. Der NISSAN QASHQAI galt nie als sportlicher Renner, dafür ist er auch nicht konzipiert. Im Gegenteil, er überzeugt viele seiner Anhänger gerade mit seinem komfortablen Gleiten. So geben ihm viele übereinstimmende Testfahrer das Prädikat “unaufgeregt”, das bei den heutigen Verkehrsverhältnissen zumindest bei den nicht mehr ganz jugendlichen Autofahrern gut ankommt. Dennoch schafft es die stärkere Variante, den QASHQAI in 8,9 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen, während sich der nur wenig kleinere Bruder mit 10,6 Sekunden begnügt. Die Höchstgeschwindigkeit macht dagegen kaum einen Unterschied. Ob man auf der Autobahn mit 193 km/h oder mit 200 km/h den Benzinverbrauch nach oben treibt, spielt nicht wirklich eine Rolle. Wichtig ist für viele Fahrer jedoch der Fortschritt in den mittleren Lagen. Gerade mit den 160 PS bleibt die Beschleunigung im Bereich zwischen 80 km/h und 120 km/h erfreulich dynamisch, ein deutlicher Unterschied zu den ausrangierten Motoren der älteren Generation. Im unteren Drehzahlbereich dauert es etwas, bis der Turbo voll zuschlägt, hier erreicht der kleinere Motor bei 1.600 U/min die volle Leistung, die 160 PS Maschine startet mit 2.000 U/min richtig durch. Im Verbrauch nehmen sich beide Varianten nichts. Beide Motoren sollen sich im Schnitt bei 5,3 Liter einpendeln, ein Wert, der aller Erfahrung nach kaum erreicht werden kann. Doch selbst, wenn es um die sechs Liter werden, ist man damit bei einem Wagen dieser Größe und dieses Gewichts sehr ordentlich bedient. Die Motoren liegen alle im Bereich der Abgasnorm Euro 6d-Temp. Wer mit seinem QASHQAI einen Anhänger fahren möchte, sollte in jedem Fall auf den stärkeren Motor zurückgreifen. Dieser ist mit der Ausstattungsvariante ACENTA zu haben und kostet um die 2.000 Euro Aufpreis. Dafür erhöht sich die Anhängerlast um satte 200 Kg auf jetzt 1,5 Tonnen.

Die Automatik im NISSAN QASHQAI

Mit der 160 PS Version des Motors lässt sich jetzt auch ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen erwerben. Der Motor ist ohnehin stark genug für schaltfaule Fahrer, mit dem dritten oder vierten Gang ist man fast in jeder Situation gut unterwegs. Wer dennoch gerade in der Stadt die Mühe des Schaltens ganz abstellen möchte, erhält für 1.700 Euro eine sanfte und geschmeidige Automatik, die durch die Bank gelobt wird. Zwar verlängert sie die Beschleunigung um eine Sekunde, aber wer es wirklich dramatisch eilig hat, kann ja mit dem Wahlhebel eingreifen und selber schalten.

Eine Gemeinschaftsentwicklung

Die Entwicklung der neuen Motoren hat sich NISSAN einiges kosten lassen. Allerdings sparen die Konzerne viel Zeit und Geld, seit sich einige der großen Automarken bei der Entwicklung zusammentun. Das reduziert die Kosten und gute Ideen lassen sich schneller umsetzen. In der seit einigen Jahren engen Zusammenarbeit mit Mercedes ist der Antrieb für den QASHQAI gänzlich neu gestaltet worden. Der Turbolader nimmt weniger Platz ein und die Reibung ist reduziert worden. Die Form der Brennkammer hat sich geändert und die Leistung des Einspritzsystems hat sich verbessert. Damit erklärt sich die stärkere Leistung bei gleich gebliebenen Verbrauchswerten. Offensichtlich ist man bei den Deutschen auch zufrieden mit dem Ergebnis. Der Motor wird von der Grundlage her auch in der A-Klasse eingesetzt. Die NISSAN Schwester Renault übernimmt den Motor für den Scénic. Eine deutlicher Unterschied in der Dämmung des Motors ist schon beim ersten Anfahren zu erkennen: Wer sich mit dem früheren QASHQAI auskennt, bemerkt einen klaren Unterschied in der Geräuschkulisse. Der neue Vierzylinder ist leiser geworden, ein weiterer Aspekt für das Prädikat “unaufgeregt”.


Die Ausstattung des QASHQAI

Mit der Einführung der neuen Motoren hat sich an der Ausstattung oder am Design nichts geändert. Grundsätzlich verfügen alle QASHQAI über eine Klimaanlage, ein Start-Stopp-System und ein Soundsystem mit Bluetooth-Einrichtung. Das ausgezeichnete Sicherheitssystem hatten wir schon weiter oben angesprochen. In jeder Variante des QASHQAI vom VISIA bis zum TEKNA+ kann man sich zur ohnehin schon außergewöhnlich komfortablen Grundausstattung die Extras in Paketen zulegen. Das startet beim VISIA mit dem umfangreichen Fahrer-Assistenzpaket. Dieses Paket ist bei den anderen Varianten dann schon serienmäßig verbaut. Wer es luxuriös mag, kann es sich mit etwas finanziellen Aufwand mit Nappa-Ledersitzen und dem Premium BOSE®-Sound sehr bequem einrichten. Ab der N-CONNECTA Variante hat NISSAN zusammen mit den neuen Motoren allerdings eine auffällige Verbesserung spendiert. Die neue Version des Infotainment Systems NissanConnect bietet einen Touchscreen der Spitzenklasse und diverse stylische Funktionen, von denen die Door-to-Door Einrichtung besonders in Erinnerung bleibt. Über eine eigene Smartphone-App kann man zuhause bereits das Ziel eingeben und die Navigationsführung beginnt, wenn man das Auto startet. Ein Tom-Tom Navi zeigt über die 3D Grafik jeweils den rechten Weg. Die Echtzeit-Verkehrsinformationen erhält man kostenlos für fünf Jahre dazu.

Der QASHQAI N-MOTIO

Als besonderes Schmankerl hatten wir eingangs das Sondermodell N-MOTION erwähnt. Preislich etwa beim TEKNA angesiedelt, kann dieses Modell mit einer hochwertigen Ausstattung auftrumpfen, zu der LED-Leuchten genauso gehören wie 19-Zoll Räder, Metallic-Lack und silberfarbene Fahrschutzblenden. Das neue NissanConnect zeigt sich in voller Aktion, während die Beifahrer den Himmel durch ein Panorama-Glasdach bestaunen können. Bei den Assistenten fallen der Kollisionsverhinderer und das Allround-View-System ins Auge. Im geräumigen Inneren stechen orangefarbene Elemente hervor. Generell gilt für alle QASHQAI ein großzügiges Platzangebot auch auf den hinteren Plätzen. Die Sitze sind bequem und halten Fahrer wie Beifahrer stabil in jeder Kurvenlage. Im QASHQAI sitzt man leicht erhöht und hat damit einen guten Überblick, ohne über der Straße zu thronen. Der Kofferraum fasst beachtliche 1.598 Liter, wenn man die Lehnen Rücksitze umgelegt hat. Diese bilden dann eine ebene Fläche. Armaturen und alle Innenraum-Elemente sind durchdacht und wertig produziert.


Das Fahrverhalten mit den neuen Motoren

Es stimmt, der Anzug des Autos hat sich deutlich gesteigert, das gilt, wie gesagt, vor allem in den mittleren Drehzahlbereichen. Ohne schalten zu müssen startet man einen schnellen Überholvorgang auf der Landstraße oder beschleunigt im Ausgang der Kurve. Nicht, dass das Schalten anstrengend wäre, die Schaltwege der Handschaltung sind angenehm kurz. Ein wenig mehr Spritzigkeit stünde dem QASHQAI dennoch gut zu Gesicht, wenn man die sportlich agile Fahrweise liebt. Aber das wäre wohl schon zu aufgeregt für den Stil des Wagens. Die Lenkung ist intuitiv ausgelegt und mit dem Fuß am Gas macht die Kurvenfahrt mehr Spaß als früher. Überhaupt wirkt das ganze Fahrwerk und die Lenkung bei jedem Tempo sehr ausgewogen und aufeinander abgestimmt. Beide Motoren laufen sehr ruhig und tatsächlich auffällig leise. Wenn man sie nicht gerade hoch jagt, werden sie häufig sogar von den Abroll- und Windgeräuschen übertönt. Damit erreicht das Fahren mit dem NISSAN QASHQAI einen gewissen Gentleman-Status. Die stärkere Motorvariante spricht um einiges schneller auf den Druck des Gaspedals an an, während man bei der Beschleunigung am Berg die 140 PS Variante doch etwas treten muss. Alle Testfahrer wollen natürlich die Leistungsspitzen der Motoren herauskitzeln. Kein Wunder also, dass der Testverbrauch immer etwas höher liegt. Bei einigen Testfahrten zeigt sich daher am Ende eine Sieben vor dem Komma. Andere berichten von einem Wert um die 6,5 Liter. Mit einem unaufgeregten Fahrstil wird dem NISSAN QASHQAI jedoch bestätigt, dass er sich auch unter sechs Litern Verbrauch auf 100 Kilometer fahren lässt. In der derzeitigen Debatte um die Verbrauchswerte bei vielen Marken ist das eine gute Nachricht.


Fazit

Bei NISSAN geht man davon aus, dass sich mehr als die Hälfte der Käufer zukünftig für die neuen verbesserten Ottomotoren entscheiden wird. Das mag auch der leidigen Diesel-Diskussion geschuldet sein, aber wir können diese Einschätzung allein aufgrund der Leistung der neuen Antriebe teilen. Ein sparsamer Verbrauch und eine wirklich überraschend positive Leistungszunahme stellen einen klaren Fortschritt für den NISSAN QASHQAI dar, der sich sicherlich herumsprechen dürfte. Mit den Verkaufszahlen am Ende des Jahres wissen wir mehr.

*NISSAN QASHQAI: 
Kraftstoffverbrauch kombiniert (l/100 km): 5,8-3,8; CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 138-100*; Effizienzklasse: B-A+.