Es ist schon viel geschrieben worden über dieses Auto. Dabei sind ihm so manche Bezeichnungen gegeben worden, die den Gesamteindruck der Tester zusammenfassen sollen. “Dauerbrenner”, “Raummeister” oder “eine Klasse für sich”, das alles stellt der OCTAVIA dar. Bevor man 2020 wohl mit dem OCTAVIA IV rechnen darf, fassen wir hier noch einmal seine Eigenschaften zusammen.
- Seit 1996 - der immer wieder neue ŠKODA OCTAVIA
- Das Design des OCTAVIA
- Der Innenraum des ŠKODA OCTAVIA
- Die vielen Varianten des ŠKODA OCTAVIA
- Wie fährt sich der OCTAVIA?
Seit 1996 - der immer wieder neue ŠKODA OCTAVIA
Schon in Zeiten der sozialistischen Staatswirtschaft zwischen 1959 und 1971 hatte es in der damaligen Tschechoslowakei einen ŠKODA OCTAVIA gegeben. Er war für die damaligen Verhältnisse recht erfolgreich, so brachte er es in der DDR zum meistverkauften Importfahrzeug. Als dann nach der Wende Volkswagen das Unternehmen ŠKODA als vierte Tochter in seinen Konzern einreihte, erinnerte man sich an diesen Erfolg und gab dem ersten gemeinsam entwickelten Wagen den gleichen Namen. Schon bald stand fest, dass sich an der Zuneigung der jetzt wiedervereinigten Deutschen zum ŠKODA OCTAVIA nichts geändert hatte. In relativ kurzer Zeit avancierte der OCTAVIA schon 2005 wieder zum beliebtesten Import Fahrzeug seiner Klasse. Diese wird übrigens nach wie vor als Kompaktklasse bezeichnet, obwohl der ŠKODA OCTAVIA von seinem Raumangebot her wohl so manche Fahrzeuge der Mittelklasse locker “wegsteckt”. Der ŠKODA OCTAVIA I basierte technisch auf dem Golf IV. Das Fahrzeug lag preislich immer deutlich unter den Werten des Erfolgsmodells von VW, bot aber stets eine hochwertige Ausstattung und das oben schon erwähnte Raumwunder. Vom OCTAVIA I wurden knapp 1,5 Millionen Ausgaben verkauft. Dieser Erfolg veranlasste die Tschechen den OCTAVIA auch in anderen Ländern anzubieten und später auch zu produzieren. So befinden sich heute Montagewerke u.a. in Indien, China, Russland und sogar in Kasachstan. Der ŠKODA OCTAVIA II rollte dann zwischen 2004 und 2012 von den Bändern und wurde ab 2013 vom OCTAVIA III abgelöst.
Der ŠKODA OCTAVIA macht sich viele Freunde
Ab 2001 stellte ŠKODA dann den OCTAVIA RS vor. Diese 245 PS starke Sportversion* des Wagens sollte als Kombi oder als Limousine eigentlich nur die Spitze des Modells darstellen, fand aber erstaunlich viele Freunde. Über die Jahre stellte der RS mit seinen üppigen Fahrleistungen und seinem Preis von je nach Ausstattung um die 40.000 Euro ein Viertel aller verkauften OCTAVIA. Generell schätzen die Käufer in Deutschland den OCTAVIA als Kombi mehr als die Limousine. Das mag natürlich an seiner räumlichen Vielfalt liegen, mit der so manche Wohnungseinrichtung transportiert worden sein dürfte. In der Zwischenzeit hatte sich ŠKODA längst als erfolgreichste Importmarke in Deutschland und vielen anderen Ländern etabliert. Der OCTAVIA verkörpert geradezu den guten Ruf der Marke. Bei ŠKODA verbinden sich hochwertige Technik mit großer Zuverlässigkeit und einem guten Gespür für die Bedürfnisse der Käufer. ŠKODA baut vernünftige Autos mit einem mehrfach ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis. Das sieht man zum Beispiel an den als außerordentlich vernünftig geltenden Schweizern. 2017 war der OCTAVIA das Auto mit den meisten Neuzulassungen in diesem Land. Derzeit werden in Deutschland pro Jahr knapp 60.000 neue ŠKODA OCTAVIA zugelassen. Allerdings sind die Fahrzeuge sehr haltbar und belegen in den Gebrauchtwagen-Listen wie in der Pannenstatistik gute Plätze. Heute fahren in Deutschland etwa 650.000 ŠKODA OCTAVIA der Baureihen I bis III auf den Straßen und stellen damit deutlich mehr als ein Viertel der knapp 2,2 Millionen zugelassenen ŠKODA Modelle. 2017 verpasste ŠKODA seinem Zugpferd einen umfangreichen Facelift.
Das Design des OCTAVIA
Gerade hatte Mercedes sein Vier-Augen-Prinzip aufgegeben, da präsentierte sich der ŠKODA OCTAVIA nach dem Facelift nun genau damit. Die vier Scheinwerfer ernteten am Anfang auch einige Kritik der OCTAVIA Fans, stellten sie doch das auffälligste Merkmal der neu vorgestellten Form dar. Später allerdings wurden sie in den wie immer zahlreichen Tests und Fahrberichten teilweise sogar als besonders attraktiv bezeichnet. Das innen liegende Paar Leuchten vereinigt sich in der schrägen Form mit dem dazwischenliegenden Grill zu einem angedeuteten Lächeln, das jedoch durch die breiten und dynamisch aggressiv wirkenden senkrechten Stäbe des Grills recht bissig wirkt. Genau diese bissige Dynamik soll das ansonsten klare und schnörkellose Chassis auch zum Ausdruck bringen. Die Frontpartie erzeugt mit einer durch hohe scharfe Kanten abgegrenzten Dreiteilung den Eindruck von Tempo und Zugkraft. Der sich nach vorn verjüngende mittlere Teil der Front trägt an seiner Spitze das geflügelte ŠKODA Logo und verbindet sich ansatzlos mit der Basis des Grills. Diese bewusste Dynamik setzt sich an den Seiten fort, deren hoch angesetzte Tornadolinie die Windschnittigkeit des OCTAVIA unterstreicht. Im Heck bildet die fortgesetzte Tornadolinie die obere Begrenzung der zweikantigen Klappe, wobei die Heckleuchten als Bindeglied die abgerundeten Ecken des Fahrzeugs füllen. Das Dach neigt sich in einer sanften Beugung nach hinten ab und vermindert so optisch zumindest den voluminösen Eindruck. Dieser ŠKODA OCTAVIA wirkt stromlinienförmiger und einfach sportlicher als sein Vorgänger, wenn sich diese Eigenschaft auch erst mit der Wahl des geeigneten Motors zum Ausdruck bringen lässt.
Der Innenraum des ŠKODA OCTAVIA
Wenn schon die Limousine vor Geräumigkeit nur so strotzt, ist der OCTAVIA COMBI natürlich kaum zu schlagen. Fast 1.900 Liter Fassungsvermögen bietet der Wagen, wenn seine Rückbank auf möglichst einfache Weise herausgenommen wurde. Klappt man sie per Knopfdruck nur um, sind es immerhin noch 1.740 Liter. Doch das wird man nur selten benötigen, denn auch mit den rund 600 Litern bei Kombi oder Limousine lässt sich allerhand verstauen. Dabei öffnet sich die Heckklappe elektrisch gesteuert. Mit integrierter Ladeluke in der Rückbank und einem umgelegten Beifahrersitz sind dann auch die ganz langen Teile kein Problem mehr. Etwas über 2,90 Meter Länge sind so verstaubar, das klingt rekordverdächtig. Kombi und Limousine sind bei dem Facelift um knapp 10 mm länger ausgefallen und messen jetzt 4,670 Meter bzw. 4,667 Meter.
Das Raumwunder
Das ist seit vielen Jahren bekannt: Im ŠKODA OCTAVIA sitzt man vorne und hinten einfach vorzüglich. Der lange Radstand von 2,67 Meter und die Innenbreite von 1,45 Meter lassen auch drei Erwachsene hinten gut Platz finden. Selbst vor den Knien und über dem Kopf ist ausreichend Spielraum. Trotz der abfallenden Dachlinie beträgt die Sitzhöhe im OCTAVIA COMBI fast einen ganzen Meter (995 mm). Wenn man sie dazu bestellt, findet man auf den Rücksitzen auch klappbare Tischchen in den Vordersitzen. Im Cockpit hat sich die sofort verständliche und einfache Bedienbarkeit nicht verändert. Das Infotainment-System Columbus erreicht je nach Ausstattung eine Größe bis zu gigantischen 9,2 Zoll. Man freut sich über einen WLAN-Hotspot, die induktive Lademöglichkeit des Smartphones und die pfiffigen Extras, die der ŠKODA CONNECT Vertrag bietet. Die Sitze sind ŠKODA-typisch außerordentlich bequem, könnten aber zumindest in der Einstiegsversion von ihrer Bauweise her etwas mehr Seitenhalt und Unterstützung für die untere Rückenpartie vertragen. Dennoch bleibt der ŠKODA OCTAVIA ein geräumiges, bequemes und langstreckentaugliches Familienfahrzeug, in dem sich alle Mitreisenden sehr schnell zu Hause fühlen.
Die vielen Varianten des ŠKODA OCTAVIA
Man kennt es von den ansonsten so vernünftigen Tschechen. Der Variantenreichtum ihrer Fahrzeuge ist Legende, der notorische Platzmangel in ihren Autowerken daher ebenso. Den ŠKODA OCTAVIA kann man als Kombi oder Limousine, mit Vorderrad- oder Allradantrieb, als Schaltgetriebe oder Automatik, als höhergelegten SCOUT oder als rassigen Flitzer RS kaufen. Aber das ist natürlich längst nicht alles. In den Motoren hat man die Qual der Wahl zwischen vier Hubraumgrößen von 1,0 bis 2,0 Liter Hubraum, die den Wagen mit 116, 150, 184 oder gar 245 PS antreiben. Beim Kraftstoff entscheidet man sich zwischen zwei Dieselmotoren, sechs Benzinern oder dem umweltfreundlichen Erdgas in den Green-Tec Modellen. Dazu gekommen ist 2018 der TSI-Vierzylinder mit 1,5 Liter Hubraum und 150 PS. Dieser vergrößerte Hubraum des TSI hat trotz einer Spitze von 218 km/h den Schadstoffausstoß verringert und lässt sich mit etwas Bedacht auf einen Verbrauch von knapp über fünf Litern fahren. Dann ist mit einer Tankfüllung die Strecke zwischen den bayerischen Bergen und der Stadt Hamburg ein Kinderspiel. Diesen empfehlenswerten Turbo-Benziner mit Zylinderabschaltung und seinen bis zu 250 Newtonmetern erhält man bereits ab knapp 25.000 Euro. Mit der sehr geschmeidigen Siebengang-DSG Automatik sind es 1.800 Euro mehr. Technisch sind die Tschechen allemal vorne dran, was die Motorleistung und die Schadstoffwerte anbetrifft, dafür sorgt schon die enge Zusammenarbeit mit VW.
Die Ausstattungslinien des ŠKODA OCTAVIA
Die Ausstattungslinien des ŠKODA OCTAVIA lauten aufsteigend auf die Namen ACTIVE, AMBITION, SCOUT, RS, STYLE und L&K. Dazu kommen allerdings noch beliebte Sonderausstattungen wie die Premium Edition und vor allem der COMBI SOLEIL. Preislich gesehen ist der ŠKODA OCTAVIA nach wie vor ein sehr günstiges Fahrzeug, jedenfalls in den Einstiegsvarianten. Die Bandbreite reicht von knapp 20.000 Euro bis zu etwas mehr als 45.000 Euro, die man als echter Liebhaber für einen 2,0 Liter RS mit 180 kW und allen Schikanen auf den Tisch des Hauses legen muss. Bei dieser Vielfalt benötigen die meisten zu ihrer Kaufentscheidung nicht nur die obligatorische Probefahrt, sondern auch eine gediegene Beratung durch einen echten Kenner. Zuerst wirft man einen Blick auf die finanziellen Möglichkeiten, dann fragt man sich, wofür man den ŠKODA OCTAVIA eigentlich benötigt. Schon mit den 116 PS kann man sich flott bewegen, wenn man keinen großen Wert auf Sportlichkeit legt. Mit einem Green Tec OCTAVIA kann man den Verbrauch ordentlich zügeln und ist mit 480 Kilometer Reichweite gut bedient. Der einzige Makel in der Einstiegsversion ist die fehlende Klimaanlage, die man sich auch unseren Breiten jedenfalls dazu bestellen sollte. Ansonsten findet man in der ACTIVE-Variante alle Airbags, das ESP, das Radiosystem SWING und den Bremsassistenten. Weiter hinauf geht es immer luxuriöser und hochwertiger zu. Das reicht mit dem L&K bis zum beheizten Lederlenkrad, dem CANON Soundsystem und natürlich den 18 Zoll Leichtmetallfelgen.
Der neue G-Tec 1.5 TSI, ein ŠKODA mit Erdgas
Ein paar Worte sollte man für den seit Februar 2019 ganz neu zum Verkauf stehenden Erdgasantrieb im ŠKODA OCTAVIA schreiben. Der Wagen wird jetzt mit 130 PS im neuen 1,5 Liter TSI angetrieben und auch die Erdgas-Version hat sich technisch weiterentwickelt. In der neuen Version liefert die mit 17,7 Kg vergrößerte Erdgasmenge eine Reichweite von 480 Kilometern, bevor man auf die knapp 12 Liter im Benzintank umsteigen kann. Damit sollte jede Erdgastankstelle erreichbar sein. Dieser ŠKODA OCTAVIA COMBI G-Tec 1.5 TSI ist für die ACTIVE und die AMBITION Varianten zu haben. Die drei CNG Tanks liegen vor der Hinterachse und unter dem Kofferraum. Davon bestehen zwei aus einem neuen Verbundwerkstoff und sind besonders leicht. Der Verbrauch ist dank dem neuen sogenannten Miller-Brennverfahren mit einer variablen Lenkung der Einlassventile auf 3,7 kg Erdgas je 100 Kilometer gesunken. Allerdings gibt es das Auto nur mit der Doppelschaltung Automatik, was jedoch beim ŠKODA OCTAVIA keinen Nachteil darstellt. Insgesamt sinken die CO2 Emissionen mit dem CNG Antrieb um etwa 25%, die Menge der Stickoxide ist niedriger, und es entstehen keine Rußpartikel. Das ist das beste Angebot von ŠKODA für den umweltfreundlich eingestellten Autofahrer, zumindest bis wohl 2020 die ersten Elektromobile von ŠKODA auf den Markt kommen. Doch auch bei den Stromern lohnt sich bekanntlich ein Blick auf den ganzen ökologischen Fingerabdruck.
Wie fährt sich der OCTAVIA?
Der ŠKODA OCTAVIA fährt sich einfach, sicher und gelassen. Gerade auf den Langstrecken genießt man seine Leichtgängigkeit und den gut gedämmten Motor, der den Geräuschpegel im Innern niedrig hält. Eine sehr präzis arbeitende Lenkung trägt das Fahrzeug sicher durch die Kurven. Nur in der Mittelstellung bei der Geradeausfahrt bringt sie etwas Widerstand entgegen und man fühlt sich etwas bemüht. Wer es sportlich dynamisch haben möchte, sollte sich mit dem Allradantrieb und jedenfalls den stärkeren Motoren ab 150 PS ausrüsten. Dazu bietet ŠKODA auch eine Multilenkerachse an, die zusammen mit dem Sportfahrwerk die Seitenneigung bei schneller Kurvenfahrt einschränkt. Für den an Abwechslung interessierten Fahrer empfiehlt sich eh das Angebot mit den drei verschiedenen Fahrmodi, um zwischen dem sanften Gleiten und dem flacher straffen Fahrstil wechseln zu können. Der ŠKODA OCTAVIA hat trotz seiner Länge einen Wendekreis von nur 10,40 Meter, damit eignet er sich ausgezeichnet für die Stadt. Apropos Stadt. Selbstverständlich sind die Ausstattungslinien aufsteigend mit allen Assistenzsystemen auszustatten, die in der modernen Technologie von ŠKODA und VW zu haben sind. Dazu gehört auch eine Einparkautomatik. Viele andere Assistenten dienen der Sicherheit von Insassen und Fußgängern. Der ŠKODA OCTAVIA ist schon ohne sie ein ausgesprochen sicheres Fahrzeug. Mit 34,1 Meter Bremsweg aus 100 km/h überzeugte er nicht nur den ADAC. Im Crashtest des NCAP holte er sich alle fünf Sterne. Mit Assistenten gibt es eine Warnung beim Spurverlassen oder sogar eine Vollbremsung, wenn man ungebremst auf ein Hindernis zufährt. Wenn man Gefahr läuft, die Haftung zu verlieren, schaltet sich die Untersteuerung ein, und das ESP verhindert Schlimmeres.
* ŠKODA OCTAVIA
Gesamtverbrauch l/100 km kombiniert 6,8 bis 3,9
Emissionen kombiniert: 158,0 bis 101,0 g/km