Der heutige Ratgeber Auto behandelt das Thema Rabattschutz bei KFZ-Versicherungen. Lesen Sie einiges Wissenswerte über die Schadenfreiheitsklassen, die Herabstufung nach einer Schadensmeldung und ob sich ein Rabattschutz für Sie lohnen könnte. So viel sei vorweg verraten: Der Teufel liegt wie immer im Detail und rechnen müssen Sie auch. Im Text haben wir immer wieder mal Tipps für Sie eingestreut, die Sie beachten sollten.
Inhalt dieses Artikels:
- Versicherungen sind das Beste - solange nichts passiert
- Wozu sollte man einen Rabattschutz benötigen?
- Kosten für die Herabstufung
- Wenn der Rabattschutz der KFZ-Versicherung greift
- Der Vergleich der KFZ-Versicherungen wird etwas komplizierter
Versicherungen sind das Beste - solange nichts passiert
In den letzten zehn Jahren haben sich so manche Änderungen bei den KFZ-Versicherungen ergeben. Allein die Online-Vergleichsportale boomen. Mit ihnen lässt sich minutenschnell feststellen, welche KFZ-Versicherung genau für Ihr Fahrzeug die richtige ist. Doch so günstig sich manches Angebot auch liest, alle Versicherungen arbeiten nach dem Prinzip der Mischkalkulation. Was auf ersten Blick unschlagbar günstig wirkt, kann sich bei dieser oder jener Situation als Belastung für den Geldbeutel herausstellen. Deswegen lohnt es sich immer, etwas genauer hinzuschauen. Ein Faktor soll nach unterschiedlichen Berechnungen durch neutrale Institute jedenfalls gleich geblieben sein. Es scheint sich tatsächlich mittelfristig zu lohnen, kleinere Schäden um die 1.000 Euro selbst zu bezahlen. Das alles betrifft Sie natürlich nicht, wenn Sie bei einem Unfall schuldlos sind. Dann lauern andere Gefahren.
Tipp: Informieren Sie sich nach einem Unfall über die Art und Weise, wie die gegnerische KFZ-Versicherung die Regulierung des Unfalls vornehmen will und gehen Sie auf nichts ein, ohne es überprüft zu haben. KFZ-Versicherer sind gewinnorientierte Unternehmen, die die Kosten für sich niedrig halten wollen. Falls Sie unschuldig in einen Unfall verwickelt sind, nehmen Sie sich jedenfalls einen Anwalt. Den muss die gegnerische Versicherung zahlen. Er kennt alle Tricks der Versicherungen.
Die Kosten, die auf jeden Fall mit einem selbstverursachten Schaden entstehen, sind häufig nicht ganz leicht zu berechnen. Das gilt auch, wenn die KFZ-Versicherung für die Kosten am anderen Fahrzeug und im Falle der Vollkasko ebenfalls am eigenen Fahrzeug übernimmt. Denn die Versicherungen erhöhen nach einer Schadensregulierung die Beiträge für Sie als Versicherten. Man hört jetzt immer wieder vom sogenannten Rabattschutz. Was hat es damit auf sich?
Wozu sollte man einen Rabattschutz benötigen?
Viele Versicherungen haben den Rabattschutz mittlerweile fest in ihrem Programm. Man kann ihn für die Vollkaskoversicherung und die reine Haftpflichtversicherung abschließen. Was ist ein Rabattschutz genau und wie funktioniert er im Prinzip? Der Preis, den man jährlich für die gesetzlich vorgeschriebene Haftpflichtversicherung und die zusätzliche Vollkaskoversicherung zahlt, richtet sich nach der Schadensklasse, in der man sich als Autofahrer befindet. Die Haftpflicht übernimmt die Schäden an anderen Fahrzeugen oder auch Personen, für die man ganz oder teilweise verantwortlich ist. Die Vollkasko empfiehlt sich für Neufahrzeuge oder ist bei Finanzierungen eines Wagens häufig auch verpflichtend. Sie übernimmt auch die Schäden am eigenen Fahrzeug, die man selbst “angerichtet” hat. Die Schadensklasse oder Schadenfreiheitsklasse bezeichnet die Anzahl der Jahre, die man als Autofahrer unterwegs war, ohne einen Schaden geltend zu machen. Dadurch spart die Versicherung Geld, das sie mit den Versicherten in Form allmählich sinkender Beiträge teilt. Dabei bezeichnet die Zahl bei der Schadenfreiheitsklasse meist auch die Zahl schadensfreier Jahre.
Tipp: Sie können die SF-Klasse nicht nur zu einer anderen KFZ-Versicherung mitnehmen, sondern sie gilt auch nach einer Versicherungspause von etwa 10 Jahren je nach KFZ Versicherung. Geben Sie bei einer Neuversicherung nach einigen Jahren Pause einfach den Namen des früheren Versicherers und Ihre frühere Versicherungsnummer an.
Mit einer SF 10 kann sich Ihr Beitrag je nach Versicherung z.B. auf 35% bis 40% des Grundbeitrags für die KFZ-Versicherung belaufen. Nach den ersten fünf bis zu ca. zwölf Jahren sinkt der Beitragssatz am stärksten, danach wird die Kurve der Beitragssenkungen flacher. Nach 35 schadenfreien Jahren liegt man häufig bei 20% des Grundbetrags. Ein Fahranfänger mit einer nach der Statistik wesentlich höheren Schadenswahrscheinlichkeit muss dagegen Beitragssätze um die 140% bis 200% oder noch mehr zahlen, um den vollen Versicherungsschutz zu erhalten.
Kosten für die Herabstufung
Die KFZ-Versicherung übernimmt zwar die Kosten für den Schaden, aber sie revanchiert sich bei Ihnen, in dem sie die Schadenfreiheitsklasse zurückstuft. Sie zahlen also ab dem Beginn des nächsten Versicherungsjahres Ihres Vertrages wieder einen höheren Beitrag für die Haftpflicht oder die Vollkasko. Bei der Teilkasko gibt es keine SF-Klassen, dort wird allerdings der Haftpflichtanteil entsprechend angehoben.
Tipp: Die Kosten für eine Vollkaskoversicherung sinken mit der Höhe der erreichten SF-Klasse. Die Kosten für die Teilkasko dagegen nicht. Wer zur Teilkasko wechseln will und schon eine sehr hohe SF-Klasse erreicht hat, sollte genau vergleichen, ob die Teilkasko nicht sogar teurer wird.
Diese Abstufung kann vor allem bei den unteren SF-Klassen ganz gehörig ins Geld gehen. Wenn Sie nach einem Unfall in der SF10 um fünf Stufen heruntergestuft werden, kann sich Ihr Beitrag von dem 35% Satz zum Beispiel auf einen Satz von 45% anheben. Damit sind Sie bei rund einem Viertel höheren Kosten oder 25% mehr Beitrag, die auf Sie zukommen. Über die Jahre summiert sich das, da Sie ja mindesten fünf Jahre schadenfrei fahren müssen, um auch nur den alten Prozentsatz wieder zu erreichen.
Soll man den Schaden lieber selbst zahlen?
Sparfüchse mit einigen Rücklagen rechnen sich das genau durch und zahlen kleinere Beträge lieber selbst. Mit der Beendigung der Berechnung und Begleichung Ihres Schadens erhalten Sie vom KFZ-Versicherer in der Schadenabschlussmeldung üblicherweise eine Mitteilung über Ihre neue SF Klasse und die neuen Beitragskosten. Viele Versicherungen berechnen für Sie die Unterschiede und bieten Ihnen an, den erstatteten Schaden “zurückzukaufen”, um in der günstigen SF-Klasse zu bleiben. Dafür haben Sie meist sogar sechs Monate Zeit. Im Zweifel bieten neutrale Institute im Internet auch Berechnungs-Tools an, mit der Sie die Kosten für eine Rückstufung über die kommenden Jahre hinaus berechnen können. Die Zahl der SF-Klasse, die Sie bei Ihrer Versicherung zurückgestuft werden, finden Sie in einer Tabelle, die in den Versicherungsbedingungen enthalten ist. Bei mehreren Schäden in einem Jahr fällt die Rückstufung drastischer aus - mit entsprechenden Folgen für die Kosten.
Tipp: Die Stiftung Warentest bietet ein Analyse Tool an, mit dem Sie verschiedene Situationen für die KFZ-Versicherung Ihres Autos durchspielen können.
Wenn der Rabattschutz der KFZ-Versicherung greift
Der Rabattschutz soll Sie von diesem Risiko befreien. Sie zahlen mit dieser zusätzlichen Police freiwillig einen höheren Beitrag für Ihre Haftpflicht- oder Vollkaskoversicherung. Dafür haben Sie je nach Police einen oder sogar bis zu drei Schäden pro Jahr sozusagen “frei”. Die KFZ-Versicherung übernimmt die Kosten des Unfallgegners oder bei Vollkasko auch Ihre eigenen und Sie behalten Ihre SF-Klasse. So ein Rabattschutz lässt sich erst nach einigen schadenfreien Jahren abschließen. Meist ist die SF 4 mit einem Mindestalter von 23 Jahren, ab der solch ein Angebot zur Verfügung steht. Dieser Zusatzschutz ist natürlich nicht ganz billig. Ob sich dieser zusätzliche Versicherungsvertrag für Sie lohnt, hängt von einigen Faktoren ab. Gehören Sie zu jenen Fahrern, die es irgendwie immer wieder schaffen, eine Delle in die Karosserie zu fahren? Dann könnten Sie ein Kandidat für den Rabattschutz sein, denn solche oberflächlich gesehen kleinen Schäden können mit der Lackierung leicht in die Tausende gehen.
In welcher SF-Klasse befinden Sie sich mit Ihrer Versicherung? Wenn Sie schon über dreißig Jahre schadenfrei gefahren sind und dann um fünf Klassen heruntergestuft werden, ändert sich an den Kosten nicht sehr viel. Dann lohnt sich der Rabattschutz nicht. Das sieht anders aus, wenn Sie in der SF 8 oder 12 sind. Dann hängt es auch sehr von Ihrer KFZ-Versicherung ab. Im Vergleich über die Versicherungen hinweg kostet ein Rabattschutz zwischen 15% und 30 % der gesamten Versicherungsprämie. Bei einer (für den Rabattschutz) teuren KFZ-Versicherung können es dann für eine Vollkasko statt 800 Euro auch schon einmal 1.050 Euro werden. Da sollte man lieber einmal mehr überlegen und durchrechnen.
Der Rabattschutz soll die Kundenbindung erhöhen
Dazu kommt noch ein wesentlicher Punkt. Steht bei Ihnen aufgrund eines Vergleichs der Kosten ein Versicherungswechsel an, verlieren Sie die Vorteile aus dem Rabattschutz. Die neue KFZ-Versicherung behandelt Sie dann als Versicherungsnehmer der SF-Klasse, die Sie nach dem Schaden ohne Rabattschutz erreicht hätten. Damit sieht man auch gleich den Hintergedanken bei einem relativ günstigen Rabattschutz: Er bindet den Kunden an die KFZ-Versicherung, selbst, wenn diese im nächsten Jahr einen deutlichen Kostenanstieg in Ihrer Fahrzeugklasse einplanen sollte. Allerdings lohnt sich der Vergleich dennoch. Eventuell ist bei der neuen Versicherung die Rückstufung geringer als bei der alten und der Wechsel lohnt sich trotzdem.
Tipp: Beachten Sie beim Vergleich der Versicherungen immer auch die Rückstufungstabellen und um wie viele Klassen Sie bei einem Unfall zurückgestuft werden. Häufig schlagen die scheinbar günstigen Versicherungen im Rahmen ihrer Mischkalkulation hier ganz besonders drastisch zu.
Bei so einem erweiterten Vergleich ist also ein Taschenrechner angesagt. Das Mittel eines Wechsels der KFZ-Versicherung kann aber auch ohne Rabattschutz günstig sein. Im Falle eines Schadens haben Sie nach der Schadenabschlussmitteilung bis zu einem Monat Zeit, den Vertrag mit einer sogenannten Sonderkündigung zu beenden und eine andere Versicherung in Anspruch zu nehmen.
Der Vergleich der KFZ-Versicherungen wird etwas komplizierter
Zumindest also beim empfohlenen jährlichen Vergleich der Beiträge für die verschiedenen KFZ-Versicherungen sollte man den Rabattschutz ins Kalkül einbeziehen. Bevor Sie ggf. einen Rabattschutz abschließen, sollten Sie schon bei der KFZ-Versicherung sein, die für Ihr Auto ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis anbietet. Ältere Versicherungsnehmer mit älteren Verträgen bis etwa zum Jahre 2012 kennen den Begriff der Rabattrettung. Diese Funktion gibt es in den meisten neueren KFZ-Versicherungsbeiträgen nicht mehr. Diese Zusatzklausel sichert bei sehr hohen SF-Klassen (meist ab SF 25) bei einem Schaden eine Rückstufung nur um so viele SF-Klassen zu, das kein steigender Beitrag zu erwarten ist. Diese recht vorteilhafte Klausel sollte man nicht aufgeben, wenn man zugunsten niedrigerer Kosten den Anbieter wechseln möchte. Denn die Unterschiede sind in SF-Klassen dieser Größenordnung nicht mehr so gravierend.
Tipp: Wenn Sie als älterer Versicherungsnehmer auf das Autofahren verzichten wollen, können Sie bei manchen Versicherungen einen Teil oder den ganzen Schadenfreiheitsrabatt auf andere Personen übertragen. Dazu muss der neue Versicherungsnehmer allerdings regelmäßig mit dem Auto gefahren sein. Der Freiheitsrabatt kann auch nicht mehr Jahre zählen als derjenige hätte selbst versichert sein können. Das heißt also frühestens ab der Führerscheinprüfung. Ein abgegebener Schadenfreiheitsrabatt kann nicht mehr selbst in Anspruch genommen werden.